Fragen und Antworten

Hier sind wichtige Fragen und Antworten (FAQ) rund um den Alltag im Christlichen Lernraum zu finden. Wir aktualisieren unsere FAQ-Seite regelmäßig, um sicherzustellen, dass Sie immer die neuesten Informationen und Antworten auf Ihre Fragen erhalten.

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Anmeldeschluss ist immer der 30. September des Jahres vor der gewünschten Einschulung.

Unsere Lernraum entwickelt sich ständig weiter, weshalb die Arbeit an unserem Lernraumkonzept nie abgeschlossen ist. Es wird in unserem täglichen Tun und im Austausch darüber sowie an dafür fest eingeplanten pädagogischen Tagen und gemeinsamen Dienstberatungen im Jahreslauf immer wieder überprüft und angepasst. So ist die jeweilig vorliegende Fassung immer ein Dokument des aktuellen Standes. Unsere Grundüberzeugungen und Handlungsleitlinien bilden hierbei ein festes Fundament. Das Erreichen unserer Ziele bedarf hingegen zuweilen neuer Ansätze, Wege oder Organisationsformen, in deren Entwicklungsprozess alle Pädagogen und Lehrer verantwortungsvoll eingebunden sind.

Aktuell lernen bei uns die Jahrgänge 1, 2 und 3 bereits in unseren 4 jahrgangsgemischten Stammgruppen – Linde, Eiche, Buche und Birke. Der Jahrgang 4 lernt noch jahrgangshomogen in einer Klasse. Ab dem Schuljahr 2024/25 werden alle Kinder im Lernraum in den vier gemischten Stammgruppen lernen und arbeiten. Unser Ziel ist es, dass die Gruppen mit je 24 Kindern im Stammunterricht (→Stundenplan) von zwei Fachkräften begleitet werden. Im Stammunterricht werden die Themen der drei Fächer Deutsch, Mathe und Sachkunde bearbeitet. Das Lernen erfolgt hier in einem Wechsel von Input neuer Inhalte durch die Lehrkraft und deren weiterer Erarbeitung, Übung und Festigung in Eigenaktivität der Kinder im Rahmen der Wochenpläne (→ Wochenplan). Der Fachunterricht (→ Fachunterricht) in den Fächern Religion, Kunst, Werken, Musik, Sport und Englisch findet jahrgangshomogen statt. Auch in den „Input-Stunden“ in Mathe, Deutsch und Sachkunde arbeiten Kinder einer Jahrgangsstufe zusammen. Hier werden von der jeweiligen Fachlehrerin neue Inhalte eingeführt, Aufgaben besprochen und die Anwendung neuen Wissens geübt.

In der Verfolgung eines unserer Hauptziele, die unterschiedlichen Lernausgangslagen und Lerngeschwindigkeiten der Kinder im Lernprozess zu beachten, stoßen wir mit dem Wochenplanprinzip, bei dem nach einer bestimmten Zeit jedes Kind (trotz Differenzierung in Art und Umfang der Aufgaben) doch wieder an etwa der gleichen Stelle angelangt sein sollte, zuweilen an organisatorische Grenzen. Wir wünschen uns, noch in stärkerem Maße, auf diese Unterschiedlichkeiten eingehen zu können. Wir wollen schnelle Lerner nicht ausbremsen und Kinder mit langsameren Lerntempo die Möglichkeit zu wirklichem Verstehen und Vertiefen geben. Schafft man das nicht in ausreichendem Maße, kann es schnell zu Lernunlust und Desinteresse kommen, was unserem weiteren Hauptziel, der Erhaltung der Freude am lebenslangen Lernen und Entdecken diametral entgegenwirken würde. Doch wie kann das gelingen? An dieser Aufgabe arbeiten wir gerade, diskutieren im Kollegium verschiedene Varianten und hospitieren an ähnlichen Schulen mit dem gleichen Anspruch. Was momentan Konsens unter uns ist? Es braucht einen höheren Anteil an Freiarbeit (→ Freiarbeit), in dem die Kinder selbstbestimmter und mit mehr Wahlmöglichkeiten die Lernbereiche der Grundschule an ihren eigenen Themen und auf ihren eigenen Wegen erarbeiten können. Um dennoch stets gut im Blick zu haben, wo das einzelne Kind steht, welche Inhalte es schon sicher beherrscht und wo noch Übungsbedarf besteht, wird es, neben der genauen Beobachtung und Dokumentation durch die Lehrkräfte und Lernbegleiter, ein Instrumentarium in Form eines Freiarbeitsheftes, einer Lernlandkarte oder eines ähnlichen Formates geben.

Fazit: Unser Ziel ist es, den Anteil von Wochenplanarbeitszeit zu reduzieren und den Anteil von Freiarbeitszeit der Kinder zu erhöhen und so das individuelle Lernen noch mehr in den Fokus zu nehmen, die Lernmotivation zu steigern und die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung der Kinder zu fördern.

Perspektivisch ist es auch unser Ansinnen, die Räume des Lernraumes zu erweitern, um mehr Raum sowohl für individuelle Arbeitsplätze als auch für kooperatives Arbeiten, zum Experimentieren, zum Gestalten und für andere Lern- und Präsentationssituationen zu haben.

Da wir stets mehr Interessenten als verfügbare Schulplätze haben, ist es notwendig eine Auswahl zu treffen. Dabei ist es uns wichtig, dass die Kinder gut mit unseren Lernmethoden zurechtkommen werden und die dafür notwendigen Grundbedingungen mitbringen. Ebenso essenziell ist es für uns, dass auch Sie als Eltern unser Schulkonzept unterstützen, denn nur in einer gelingenden Erziehungspartnerschaft hat ihr Kind die Möglichkeit, gut zu wachsen.

Anmeldung: Jeder hat, jeweils bis zum 30. September des Jahres vor der gewünschten Einschulung, die Möglichkeit, sich in die Interessentenliste eintragen zu lassen. Im Oktober vor dem Einschulungsjahr beginnt die Vorschule, zu der Sie per Mail eingeladen und informiert werden.

Vorschulbausteine: Das Ziel der Vorschule (→ Vorschule) ist es, herauszufinden, ob ihr Kind gut bei uns lernen und wachsen kann und inwieweit unser Angebot zu Ihren Erwartungen passt. Zudem ist es uns wichtig, dass wir eventuelle Faktoren, die zu einem „wackeligen“ Schulstart führen könnten, erkennen und Ihnen kommunizieren. Beispielsweise ist eine unsichere Händigkeit oder eine noch schwach entwickelte Feinmotorik gut noch im Jahr vor der Einschulung anzugehen. Unsere Vorschule besteht aus mehreren Bausteinen, in denen wir Gelegenheit zum Kennenlernen haben. Wir arbeiten mit den Kindern, während Sie die Möglichkeit haben, mit Mitgliedern des Vorstandes und der Elternvertretung in Kontakt zu treten (→ Elterncafé) und ihre Fragen zu stellen. Wir haben im Rahmen der Vorschule auch eine Hospitation für Sie als Eltern zur Pflicht gemacht  (Hospitation), weil wir wollen, dass Sie sehen, wie wir arbeiten und wie die Kinder bei uns lernen. An einem Samstag im Januar des Einschulungsjahres finden unsere gemeinsamen Gespräche statt.

Bescheide: Spätestens zum 15. März erhalten Sie einen Aufnahme- oder Ablehnungsbescheid.

Für uns ist es keine angenehme Aufgabe, aus den vielen Interessenten auszuwählen und zwangsläufig auch Ablehnungsbescheide zu versenden. Wir haben über die letzten Jahre ein sehr aufwendiges und differenziertes Verfahren entwickelt, in das der Vorstand und die Mitarbeiter der Schule und des Hortes involviert sind, um die Entscheidung auf breite Schultern zu verteilen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir weder vor noch nach der Versendung der Bescheide über dieses interne Verfahren Auskunft geben werden.

Warteliste: Fünf Familien bekommen einen Ablehnungsbescheid mit Wartelistenplatz. Wenn sich Familien, die einen Platz erhalten haben, doch dagegen entscheiden oder wegen Umzugs oder anderer Umstände ein Platz nicht angetreten werden kann, sind es diese fünf Familien, die von uns bezüglich einer nachträglichen Zusage kontaktiert werden.

→Infoblatt Vorschule

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Wir begleiten die Kinder in ihrem Lernen ganztägig und sind der Meinung, dass auch Kinder nach einem langen Tag das Recht auf freie Zeit haben. Neben diesem Argument ist unsere Einschätzung des Wissens- und Könnensstandes des Kindes dann am realistischsten, wenn wir uns sicher sein können, dass das Kind seine Aufgaben selbstständig und ohne fremde Hilfe oder Anleitung bearbeitet hat. Deshalb ist es uns wichtig, dass die Kinder im Lernraum arbeiten und nicht zu Hause. In dem Prozess des Erlernens von Eigenverantwortung kann es vorkommen, dass Kinder noch nicht in der Lage sind, ihre Arbeitszeit als solche zu begreifen sowie zu nutzen und sich lieber mit anderen Dingen ablenken oder bewusst Arbeit vermeiden. In solchen Fällen werden Eltern über einen Eintrag im Lernraumplaner (→ Lernraumplaner) informiert, dass ein Teil der Arbeitszeit zu Hause nachgeholt werden muss. Auch hier arbeitet das Kind dann aber selbstständig und allein an seinen Aufgaben, denn wenn es zu Hause merkt, dass es viel leichter ist, wenn Mama oder Papa die Aufgaben mit ihm gemeinsam lösen, wird es für uns immer schwieriger, das Kind zu motivieren, seine Aufgaben in der Schule mit unserer nur punktuellen Begleitung zu lösen. Es besteht auch immer die Möglichkeit für die Kinder, sich am Nachmittag dafür einen ruhigen Ort im Hortbereich zu suchen.

Mit Kindern, die durch Abwesenheit oder durch im Lern- oder Arbeitsvermögen begründete Umstände, ihre Aufgaben nicht vollständig bewältigen können, treffen wir individuelle Vereinbarungen, indem wir Aufgaben streichen, kürzen oder vertagen.

Da die Kinder auch „das Lernen lernen“ sollen und dabei zuweilen mehrmaliges Wiederholen (auch nach einem Lernraumtag oder am Wochenende) nötig und sinnvoll ist – zum Beispiel beim Lernen von Vokabeln, Gedichten sowie Fachbegriffen oder bei der Vorbereitung von Präsentationen – ist ein „Zuhause-Lernen“ oder Abfragen durch Sie als Eltern durchaus gewünscht. Die Kinder sollen sich vor Lernstandserhebungen sicher und gut vorbereitet fühlen. Dabei können sie ihr Kind gern unterstützen.

Das Anfertigen von Plakaten, Lapbooks, Flipcharts oder ähnlichen Präsentationsmedien erfolgt dagegen ausschließlich im Lernraum, um auch hier die Eigenleistung der Kinder adäquat beurteilen zu können.

Fazit: Wir verstehen uns als „Hausaufgabenfreie Schule“. Das Üben und Festigen von Lerninhalten erfolgt deshalb im Lernraum und ist keine Aufgabe für zu Hause. Lernen für Leistungsbewertungen oder das Nachholen nicht genutzter Arbeitszeit zu Hause kann vorkommen.

Der fünfte Gedanke unseres Leitbildes lautet: Wir begreifen uns als lernende Gemeinschaft. Unser pädagogisches Handeln und unsere Strukturen sind transparent gestaltet, werden fortlaufend reflektiert und weiterentwickelt. In diesem Sinne sind wir jederzeit offen für Menschen, die sich ansehen wollen, wie wir arbeiten und wie die Kinder bei uns lernen. Bitte melden Sie sich im Sekretariat und vereinbaren einen Termin zur Hospitation. Diese sind  – außer, wenn Sonderveranstaltungen im Lernraum geplant sind (→ Schuljahresplan) – jederzeit dienstags bis freitags im ersten Unterrichtsblock von 7:50 Uhr bis 9:20 Uhr möglich. Im Anschluss findet ein kurzes Gespräch statt, indem Sie Ihre Eindrücke mit uns teilen oder Ihre Fragen stellen können. Bitte seien Sie mindesten 7:40 Uhr in der Schule und bringen Sie die ausgefüllte Hospitationsvereinbarung mit ( → Hospitationsvereinbarung). Wir freuen uns auf Sie!

Für die Vorschuleltern ist eine Hospitation verpflichtend! Nur so können Sie sehen, wie wir arbeiten und die Passung für Ihr Kind überprüfen.

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Partizipation eröffnet Kindern Bildungschancen, denn sie haben bei uns schon in der Grundschulzeit die Möglichkeit, ihre Meinungen und Interessen zu erkunden und auszudrücken und so Selbstwirksamkeit zu erleben. Die Kinder sind wichtiger Bestandteil der Lernraumgemeinschaft. Wir nehmen sie wahr und ernst. Sie werden gehört. Partizipation findet im Lernraum auf verschiedenen Ebenen statt.
Zum einen in unserem täglichen Miteinander. Im Lernraumalltag haben die Kinder häufig für sich ganz persönlich eine Wahlmöglichkeit innerhalb eines vorgegebenen Rahmens: „Welches Buch möchte ich in der Lesezeit lesen?“ „Kann ich heute gut hier im Stammgruppenraum lernen oder benötige ich mehr Unterstützung oder Ruhe und gehe ins „Nest?“ „ Will ich heute am Nachmittag meine Schale glasieren oder lieber mit meinen Freunden draußen spielen?“… So sind sie aktiv an der Gestaltung ihres Tages beteiligt. In Alltagssituationen werden Entscheidungen auch häufig über Konsens- und Mehrheitsverfahren getroffen: „Wir haben noch Organisatorisches zu klären. Wollen wir das jetzt tun oder später beim Frühstücken?“ „Wir haben hier zwei Geschichten zur Auswahl. Welche möchtet ihr hören?“ „Welches Lied möchtet ihr singen?“… Die kurze, bekannte Handzeichenabstimmung bringt schnell eine Antwort und die Kinder wissen, dass die Mehrheit jetzt gilt, auch wenn die Einzelmeinung vielleicht eine andere war. Auch diese Erfahrung gehört zum Themenfeld der Partizipation.

Zum anderen findet Beteiligung in einem eigens ihr gewidmetem Gremium – dem Kindersprechertreffen – statt. Zu Beginn jedes Schuljahres werden in jeder Gruppe 2 Kindersprecher gewählt. Nach einem intensiven Austausch zu den Aufgaben und nötigen Eigenschaften der Kinder in diesen Rollen, stellen sich Kandidaten auf, stellen sich kurz mit ihrer Motivation für dieses Amt vor der Gruppe vor und werden dann demokratisch in geheimer Wahl mit einfacher Mehrheit gewählt. Die Kindersprecher aller Gruppen bilden das Gremium des Kindersprecherrates, was sich monatlich mit der Schul- und Hortleitung trifft und aktuelle Themen, Sorgen, Wünsche und Beobachtungen beider Seiten bespricht. Die Kindersprecher bekommen in der Stammgruppenzeit Gelegenheit dort besprochene Themen weiterzutragen. Über diese direkte Beteiligung wurde beispielsweise schon entschieden, welches neue Spielgerät für das Außengelände angeschafft wird – eine Nestschaukel.

Zu unserer Lernraumgemeinschaft gehören 96 Kinder mit unterschiedlichen Begabungen, Fähigkeiten und sozialen Hintergründen. Sie stammen sowohl aus christlich geprägten Haushalten, wie auch aus Familien, in denen Glaube keine Rolle spielt.

Das Kind steht im Mittelpunkt unseres täglichen Handelns. Wir betrachten es als einzigartiges und wertvolles Geschöpf Gottes und sehen in unserem Bildungs- und Erziehungsauftrag die Chance, ihm neben fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen auch die christlichen Werte nahezubringen. Wir wollen ihm Struktur, Freiheit und Schutz für ganztägiges und ganzheitliches Erleben und Lernen bieten. Dem Kind einen Raum schaffen, in dem es sich mutig erproben, Fehler machen, Erfolge feiern, Fähigkeiten entdecken, an sich und seinen Aufgaben wachsen und sich wohlfühlen kann. Besonders liegt es uns am Herzen, dass unser Miteinander geprägt ist von Freundlichkeit, gegenseitigem Respekt, Wertschätzung und Wohlwollen.

Wir halten es für unbedingt notwendig, den Kindern in einem ganztägigen Lernen die Neugier an Neuem und die Lust am Lernen lebendig zu halten. Lebenslanges Lernen – als eine der zukünftigen Kernkompetenzen – kann unserer Meinung nach nur so gefördert werden. „Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will.“ So brachte bereits vor 800 Jahren François Rabelais diese Erkenntnis auf den Punkt.

Wir wollen ein Lernraum für alle Kinder sein. Unsere offenen Lernformen und die Ermöglichung individueller Lernwege sind auch für Integrativkinder ein geeignetes Umfeld, um Lernfortschritte zu machen.

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Die Lernraumkinder lernen das Lesen nach der Methode „Lesen durch Schreiben“. Wie der Name schon sagt, ist dies eine Leselernmethode und keine Methode des Schreibenlernens. Entwickelt wurde sie von Dr. Jürgen Reichen in den 70er Jahren. Im Mittelpunkt steht dabei die Freude an geschriebener Sprache, die Förderung der Kreativität und der Selbsttätigkeit der Kinder und in Folge das daraus resultierende Lesen.
Die Kinder lernen bereits in ihrer ersten Schulwoche die Anlauttabelle kennen, die in den folgenden Wochen täglicher Begleiter sein wird. Darauf sind alle Buchstaben und Laute der deutschen Sprache zusammen mit einem Anlautbild dargestellt. Also beispielsweise eine Sonne neben dem großen und kleinen „S s“ oder ein Auto neben dem Zwielaut „au“. Passend zu den Bildern haben wir einen „Rap“ geschrieben, den die Kinder ebenso von Beginn an lernen und singen. So verknüpft sich das Aussehen eines Buchstaben mit dem entsprechenden Laut.

Nach etwa 5 bis 6 Schulwochen schreiben die Kinder ihre ersten Wörter, indem sie sie langsam sprechen, genau hinhören und die einzelnen Laute so auditiv identifizieren. Diese schreiben sie dann in Form der Buchstaben der Reihe nach auf. Durch den Prozess des sich immer wieder Vergewisserns, an welcher Stelle im Wort die Kinder angekommen sind, wird immer wieder der bereits geschriebene Teil des Wortes gelesen. Die Kinder nehmen dies nicht als „Lesen“ wahr, weil sie ja gerade dabei sind, ein Wort zu schreiben. Aber es trainiert quasi nebenbei die Lesetechnik. Einige Zeit später kommt dann irgendwann der Moment, in dem das Kind ganz unbewusst diese Technik beim Blick auf ein Wort, welches ihm begegnet, anwendet, es liest, versteht und begeistert feststellt: „Ich habe heute Lesen gelernt!“.

Wir haben uns für dies Methode entschieden, weil die Kinder hierbei nicht wie beim herkömmlichen Fibelunterricht zunächst gemeinsam Buchstaben, leichte Wörter und später kurze Texte üben, sondern sie können mit ihrer Anlauttabelle von Anfang an, je nach Lernausgangslage und Interesse, kleine Wörter und Texte schreiben und mit der Zeit auch lesen. Die Lust und Freude am Schreiben und Lesen folgt dann viel mehr einer inneren Motivation, was bekanntermaßen eine Grundvoraussetzung für nachhaltiges Lernen ist. Weitere Vorteile dieser Methode sehen wir in der Ermöglichung eines individuellen Lerntempos und der Förderung des selbstständigen sowie selbstgesteuerten Arbeitens.

Dieses „lautgetreue Schreiben“ bringt mit sich, dass zunächst nicht alle Wörter rechtschreiblich richtig geschrieben werden, denn die Kinder schreiben zunächst nur, was sie hören. Bei Baum, Auto, Mama oder Blume – also bei lautgetreuer Schreibung – gelingt das den Kindern nach einer Weile sehr gut, alle enthaltenen Buchstaben richtig zu verschriften. Bei Wörtern, die anders gesprochen als geschrieben werden – und das ist etwa die Hälfte aller deutschen Wörter – gelingt es auf diesem Wege nicht. Am Anfang sind Wörter wie Tüsch (Tisch), Beume (Bäume), Freunt (Freund), baist (beißt) oder aba (aber) eine natürliche Folge dieser Methode. Auch wenn es schwer fällt: berichtigen Sie nur, was das Kind auch hätte hören können. Animieren Sie es zum deutlichen Sprechen, zum genauen Hören und üben Sie auch gern das Heraushören der einzelnen Laute. Das ist ein sehr komplexer Prozess und eine große Leistung des Kindes, die wir nicht demontieren wollen, indem wir rechtschreibliche Besonderheiten als Fehler anmerken, die das Kind gar nicht erkennen konnte. Das Wissen zu rechtschreiblichen Besonderheiten erwerben die Kinder nach und nach beim „Richtig-Schreiben-Lernen“. → RECHTSCHREIBUNG

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Das richtige Schreiben von Wörtern ist unbedingt wichtig! Laut Grundschulverband „entwickelt sich die Fähigkeit zum normgerechten Schreiben aber nur allmählich und ist am Ende der Grundschulzeit noch nicht abgeschlossen. Der Erwerb eines soliden orthografischen Wissens erfordert mindestens acht Schuljahre und kann nicht wesentlich verkürzt werden.“ Das Schreiben ist bei uns ein Prozess, den wir am Anfang zum „Lesen-lernen“ nutzen ( → LESEN). In diesem Moment ist die Orthografie zunächst zweitrangig. Später, wenn alle Buchstaben bekannt sind, wenden wir uns dann dem „Richtigen Schreiben“ zu. Hier lernen die Kinder Schritt für Schritt, welche Abweichungen es in der Schreibweise eines Wortes im Vergleich zu dessen Klang gibt. Hierbei helfen den Kindern die 6 Rechtschreibstrategien, die angelehnt an die Freiburger Schreibschule – FRESCH – entwickelt wurden. Sie lauten:

· Sprechen – hören – schwingen

· Groß oder klein?

· Weiterschwingen

· Wortbausteine

· Ableiten

· Merkwörter

· Nachschlagen

Jede Strategie hat ein eigenes Symbol (→ Übersicht über die 6 Rechtschreibstrategien). Wenn Sie eines der Symbole in Form eines Stempels oder von uns gezeichnet in den Heften Ihres Kindes entdecken, dann ist das der Hinweis für Ihr Kind: „Mit der Strategie kannst du das Wort richtig schreiben!“ So lernen die Kinder nach und nach immer mehr Wörter richtig zu schreiben. „Guten Rechtschreibern“ (und diese Unterscheidung hat nichts mit Intelligenz zu tun, sondern ist erblich bedingt) gelingt das sehr schnell. Kindern, die sich mit der Rechtschreibung schwertun und sich die richtige Schreibung von Wörtern nur langsam einprägen, können mithilfe der Symbole viele Rechtschreibbesonderheiten herleiten und Wörter dennoch richtig schreiben.

Um noch einen häufig gehörten Einwand zu entkräften: „Falschschreibungen prägen sich in der alphabetischen Phase nicht ein! Denn die Kinder konstruieren auch häufiger verwendete Wörter immer wieder neu (Brinkmann 2003); und auch die Strategien der Kinder verfestigen sich nicht, denn aus kognitionspsychologischer Sicht spielt für die Rechtschreibleistung noch in zweiten Klassen die Fähigkeit, Sprachlaute zu unterscheiden, eine größere Rolle als Gedächtnis und Wortschatz, die erst in vierten Klassen wichtiger werden (Schneider 1982; 1980), d.h. die Strategien verändern sich im Laufe der Rechtschreibentwicklung.“

(→ Faktencheck Rechtschreibung)

Ein Wochenritual zur Förderung der Rechtschreibkompetenz ist das „Wort der Woche“. Jede Woche wird ein Wort ausgewählt – entweder von den Kindern, weil sie über dessen Schreibung „gestolpert“ sind oder weil es zu einem Lerninhalt oder „Highlight“ der Woche passt oder weil einem Pädagogen aufgefallen ist, dass ein Wort immer wieder falsch geschrieben wird oder…. Ein Kind buchstabiert das Wort und der Lehrer schreibt es an die Tafel. Dann wird in der Stammgruppe – mit allen Jahrgängen gemeinsam – darüber gesprochen, ob das Wort so richtig sein kann: Wie viele Silben hat das Wort? Wie viele Könige muss es dann haben? Was hört ihr, wenn ihr es schwingt? Warum ist es groß oder eben klein geschrieben? Zu welcher Wortart gehört es? Was passiert, wenn wir es verlängern? Welche „schwierige Stellen“ hat es und wie finde ich die heraus? Oder kann ich das in diesem Fall nicht herausfinden, sondern muss mir das Wort als „Merkwort“ einprägen? Jedes Kind kann hier an einer oder auch mehreren Stellen „andocken“. Für die Großen ist manches eine wohltuende Auffrischung und viele jüngere Kinder lernen so „nebenbei“ schon Rechtschreibbesonderheiten kennen, auf die sie sonst erst später gestoßen wären und üben das systematische „Untersuchen der Sprache“. Am Ende steht ein richtig geschriebenes Wort an der Tafel und jeder hat etwas dazu erfahren, warum man das Wort so schreibt, wie man es schreibt. Dann wird das Wort auf eine Karteikarte übertragen und wandert in die „Klassenwortschatz-Box“. 

Bei der Rhythmisierung unseres Lernraumtages ist es uns wichtig, ein ausgewogenes und stimmiges Verhältnis zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen „Einatmen“ und „Ausatmen“ zu schaffen. Der Lernraumtag beginnt für einige Kinder mit dem Frühhort ab 6:30 Uhr. Ab 7:30 Uhr öffnet das Schulhaus und die Kinder haben die Möglichkeit die Zeit bis zum Lernbeginn um 7:50 Uhr bereits an ihren Themen und Aufgaben zu arbeiten. Dieser „Offene Beginn“ ermöglicht einen ruhigen und fokussierten Start in den Tag – für Kinder und Pädagogen. Die erste Lerneinheit endet um 9:20 Uhr und die Kinder nehmen in ihren Gruppen gemeinsam ihr Frühstück zu sich, bevor sie auf eine 25-minütige Draußenpause in unserem weitläufigen und vielgestaltigen Lernraumgelände gehen. In der zweiten Einheit, von 10:00 Uhr bis 11:30, lernen und arbeiten die Kinder im Fach- oder Stammgruppenunterricht an ihren Aufgaben. Die lange Mittagspause von einer Zeitstunde schafft im Anschluss wieder den nötigen Raum zum Entspannen beim Ruhen, Spielen, Essen oder Bewegen. Nach dieser Pause findet entweder noch eine Lerneinheit von 45 oder von 90 Minuten statt. Die Einheiten des Stundenplanes enden spätestens um 14:15 Uhr. Vor den Kindern liegt nun noch ein anregungsreicher Nachmittag im Hort sowie im Außengelände. Der Lernraum schließt um 17:00 Uhr.

6:30 – 7:30 UhrFrühhort
7:30 – 7:50 UhrGleitzeitbeginn in der Schule
7:50 – 9:20 Uhr1. Lerneinheit – 90 min.
9:20 – 9:35 UhrFrühstück in den Gruppe
9:35 – 10:00 UhrDraußenpause
10:00 – 11:30 Uhr2. Lerneinheit – 90 min.
11:30 – 12:30 UhrMittagspause
12:30 – 13:15 Uhr3. Lerneinheit – 45 min.
13:15 – 13:30 UhrWechselpause bei Fach- und Raumwechseln
13:15 -14:00 Uhr oder
13:30 – 14:15 Uhr
4. Lerneinheit – 45 min.
nach StundenschlussHortbetrieb
15:00 UhrStart der AG-Angebote
17:00 UhrSchließung des Lernraumes

 

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Die Lernraumkinder lernen bei uns in vier jahrgangsgemischten Stammgruppen: der Linde, der Birke, der Buche und der Eiche. In jeder Gruppe lernen etwa gleichviele Kinder aus den Jahrgängen 1 bis 4 miteinander. Das gemeinsame Lernen der Kinder aus vier Jahrgangsstufen ermöglicht unter anderem vielfältige soziale Erfahrungen, da es dem „natürlichen Miteinander“ in der Welt viel näherkommt, als die Sortierung nach dem Tag der Geburt. Nach der Einschulung sind die Kinder diejenigen, die Hilfe und Unterstützung durch die Älteren erfahren. Später werden sie zu Helfenden für andere. Sie müssen lernen sich abzusprechen, ihre Meinung zu vertreten und ebenso eigene Bedürfnisse hinter die anderer Menschen zu stellen. Auch das Kooperieren miteinander, das Nutzen der Begabungen Einzelner für das gemeinsame Ziel, das gemeinsame Finden von Lösungen, wird durch das Lernen in jahrgangsgemischten Gruppen gefördert.

Die neuen Erstklässler kommen zu einer gewachsenen Gruppe und lernen so „nebenbei“ von den Größeren das gültige Regelwerk kennen und haben Paten, die sie begleiten und beim Einfinden in die neue Gemeinschaft im Lernraum unterstützen.

Ein weiterer Vorteil dieser Organisationsstruktur ist, dass Kinder ihre Verweildauer in der Grundschule auf 3 bzw. auf 5 Jahre unkomplizierter verkürzen bzw. verlängern können, ohne dabei Stigmatisierungen zu erleben, da sie in ihrer bekannte Stammgruppe verbleiben, bzw. ein Jahr eher an die weiterführende Schule wechseln können. Man geht davon aus, dass Kinder, die aufgrund ihres Geburtstages in einem bestimmten Jahr eingeschult werden, Entwicklungsunterschiede im Rahmen von 4 bis 5 Jahren untereinander mitbringen. Und auch bei dem Austritt aus der Grundschule sind bei weitem nicht alle Kinder auf dem gleichen Leistungs- und Entwicklungsniveau. Durch die Stammgruppen bietet sich für die Kinder die Möglichkeit, langsamer oder schneller voranzuschreiten, Inhalte – die schon beherrscht werden – zu überspringen, bei schwer „begreifbaren“ Themen länger zu verweilen oder eigenen Lerninteressen nachzugehen. So wird dem individuellen Lern-, Arbeits-, Wahrnehmungs- und Leistungsvermögen in deutlich höherem Maße Rechnung getragen.

Durch das jährliche Hinzukommen und Weggehen einiger Kinder verändert sich die Zusammensetzung der Gruppe immer wieder. Das wirkt  Rollenzuschreibungen entgegen und die Kinder haben die Möglichkeit, ihre eigene Persönlichkeit jenseits von Rollenbildern zu entwickeln.

Das „Fruchtbare Bildungsgefälle“ sorgt auch für ein nachhaltiges, vernetztes Lernen sowie für eine Flexibilisierung des Wissens. Indem ältere Kinder, jüngeren Kindern Dinge erklären, wiederholen sie Bekanntes, bewerten und verknüpfen es neu, weil sie es im Erklärprozess neu durchdenken und in ins veränderte Wissensnetz einfügen müssen. Jüngere dagegen wagen sich ohne Angst an schwierige Aufgaben heran und sind durch das, was sie bei den Älteren sehen, angeregt und motiviert.

Die individuelle Bezugsnorm bei der Leistungsmessung gewinnt in jahrgangsgemischten Gruppen in dem Maße an Bedeutung, wie die soziale Bezugsnorm an Bedeutung abnimmt, weil die Vergleichbarkeit von Leistungen in altersheterogenen Gruppen nur gering ist. Das bedeutet weniger Leistungskonkurrenz und damit auch weniger Leistungsdruck für die Kinder.

In solchen gemischten Gruppen haben auch leistungsschwächere Schüler die Gelegenheit als „Experte“ jüngeren Kindern etwas zu erklären. Die damit verbundenen Erfolgserlebnisse steigern das Selbstbewusstsein und die Lernmotivation.

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